Kölner NaturFreunde unterstützen das Bürger:innen-Asyl
Das höchste Organ Kölner NaturFreunde, der Ortsgruppenausschusses, hat am 22. Juni 2021 einen Beschluss zur Unterstützung des Bürger*innen-Asyls gefasst.
Naturfreundehäuser sind Orte des Schutzes für geflüchtete Menschen. Die NaturFreunde unterstützen die auf Initiative von Sozialverbänden, Flüchtlingsräten und der Kirchenasylbewegung entstandene Bewegung für ein Bürger*innen-Asyl. Die NaturFreunde als Verband mit ihren Häusern helfen mit, geflüchteten Menschen für die Zeit für die Durchführung ihres Asylverfahrens Orte zu geben, an denen sie ohne tägliche Angst vor dem Zugriff der Behörden durchatmen können. NaturFreund*innen beteiligen sich an den Netzwerken, die gemeinsam die finanziellen Mittel für die Verpflegung, Unterbringung, medizinischer Grundversorgung und anwaltlicher Vertretung dieser Menschen gewährleisten.
Begründung: „Jeden Tag gab es irgendetwas Neues: Schiffe, die angeblich gekauft worden sind und die nach Übersee gehen werden – die dann überhaupt nicht existiert haben. Es gab nur einen sogenannten Kapitän, der das Geld einkassiert hat. Visen wurden verkauft von den unglaublichsten Ländern. Viele Leute sind jeder Möglichkeit nachgelaufen.“ (Lisa Fittko)
Die Zeit Ende der 1930er und Beginn der 1940er Jahre, in der Lisa Fittko zusammen mit ihrem Mann Hans auf der Flucht vor den deutschen Nationalsozialisten für rund zwei Jahre zahlreichen Menschen im südfranzösischen Banyuls Menschen zur Flucht über die spanische Grenze und weiter über Portugal in Staaten Amerikas half, ähnelt in vielem der heutigen, in der mehr Menschen denn je auf der Flucht vor Diktaturen, Bürgerkriegen, politischer Willkür, ethnischer und sexueller Diskriminierung und Gewalt und materiellen Existenzbedrohungen sind. Kurz danach emigrierten die Fittkos selber in das Cuba Batistas, wo sie sich u.a. mit dem späteren Bildungsreferenten unseres Bundesverbandes Fritz Lamm befreundeten. Auch ihm war 1942 mit einem der letzten Schiffe und gefälschten Papieren die Flucht aus dem von Nazis besetzten Europa gelungen.
Damals wie heute irren Tausende oft jahrelang durch zahlreiche Länder, stets auf der Suche nach einem Ort, an dem sie ankommen und bleiben, an dem sie ein neues Leben beginnen können. Damals wie heute schotten die in relativer Sicherheit und Frieden lebenden Gesellschaften und ihre Staaten sich immer systematischen gegen die vielen nicht Willkommenen ab, schließen ihre Grenzen oder verlagern sie bis ins Mittelmeer oder in die Sahara. Damals wie heute aber helfen auch Netzwerke von Menschen anderen Menschen auf der Flucht dabei, Grenzen zu überschreiten, eine Zeitlang unterzutauchen und Luft zu schöpfen und schließlich, in einem neuen Land anzukommen und Fuß zu fassen für eine neue Zukunft.
Neben zahlreichen Beratungsstellen von Sozialverbänden, Flüchtlingsräten, der Kirchenasylbewegung und anderen ist seit einigen Jahren die Bewegung für ein Bürger*innen-Asyl entstanden. Sie versucht zweierlei: Neben der Beteiligung an politischen Bewegungen gegen die zunehmende Abschottung der europäischen Staaten gegen Immigrant*innen und der Unterstützung ihrer eigenen Organisationen geht es ihr vor allem darum, ganz unmittelbar Selbsthilfe gegen Abschiebungen in andere europäische Länder oder die Heimatländer von Geflüchteten zu organisieren.
Familien, Wohngemeinschaften oder Einzelne teilen für einige Wochen oder Monate ihren Wohnraum mit Menschen, die von einer solchen staatlichen Maßnahme betroffen sind und helfen, die nötige Zeit zu gewinnen, um eine angemessene rechtliche Vertretung oder schlicht die Frist, zu der etwa Deutschland selber für die Durchführung eines Asylverfahrens zuständig wird, zu überbrücken und in dieser Zeit Menschen einen Ort zu geben, an dem sie ohne tägliche Angst vor dem Zugriff der Behörden aufatmen können. Sie bilden Netzwerke, die gemeinsam die finanziellen Mittel für die Verpflegung, Unterbringung, manchmal medizinische Grundversorgung und anwaltliche Vertretung dieser Menschen zu gewährleisten.
Als Verband, dessen Mitglieder sich der Gleichheit aller Menschen und der Idee einer solidarischen Gesellschaft verpflichtet fühlen, begrüßen wir derartige Initiativen und fordern unsere Mitglieder und Gremien dazu auf, sie aktiv und praktisch zu unterstützen. Naturfreundehäuser können, ebenso wie Wohnungen unserer Mitglieder Orte sein, die diesem Ziel dienen und Orte des Schutzes für die, die ihn benötigen.